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10 Tipps für die Familienforschung mit Kirchenbüchern

Im ersten Blogbeitrag dieser Reihe habe ich Ihnen Tipps zum Einstieg in Ihre Familienforschung und für erste Suchanfragen im Standesamt gegeben. Doch Standesämter beurkunden den Personenstand erst seit 1875. Mit in Kraft treten des „Gesetz über die Beurkundung des Personenstandes und die Eheschließung“ wurde ab 1. März 1875 die staatliche Beurkundung von Geburten, Heiraten und Sterbefällen verpflichtend. Bis dahin wurden Geburten, Konfirmationen, Kommunionen, Hochzeiten sowie Sterbefälle ausschließlich in Kirchenbüchern notiert. Für die Familienforschung vor 1875 ist daher die Suche in Kirchenbüchern unerlässlich. Mit den folgenden Tipps möchte ich Ihnen eine Hilfestellung in den Einstieg zur Familienforschung mit Kirchenbüchern geben:

 

1. Sobald Sie mit Ihrer Familienforschung in die Zeit vor 1875 vorgedrungen sind, wird die Konfession Ihrer Vorfahren für die weitere, erfolgreiche Suche wichtig. Die Kirchenbücher wurden nur für die jeweilige Konfession geführt. Um die richtige Kirchengemeinde bzw. das richtige Kirchenbuch zu finden, benötigen Sie daher Angaben zur Konfession der gesuchten Person.

 

2. Wie bereits bei den Standesamtsurkunden ist der Suchablauf in den Kirchenbüchern ebenfalls vom Sterbedatum rückwärts. Der Beerdigungseintrag enthält neben dem Sterbedatum, den Namen des Verstorbenen, das Alter, den Geburtsort, die Todesursache, häufig die Namen der Eltern oder des Ehepartners. Mit den Angaben der Beerdigung suchen Sie den Taufeintrag und können danach den Trauungseintrag ermitteln. Sofern die Linie Ihrer Familie über mehrere Generationen in derselben Gemeinde lebte, dürfte die Suche recht zügig voran gehen.

 

3. Viele Kirchenbücher können komfortabel online durchsucht werden. Eine sehr gute Zusammenstellung, welche (weltweiten) Angebote es in diesem Zusammenhang gibt, ist auf der Seite Kirchenbücher online im GenWiki des Vereins für Computergenealogie zusammengestellt. Ich habe für meine Suchen bisher Archion (ev. Kirchenbücher), ancestry, familySearch und Marticula ( kath. Kirchenbücher) genutzt. Die beiden letztgenannten Datenbanken sind kostenfrei nutzbar (Stand Februar 2019).

 

4. Wenn Sie ein Kirchenbuch nicht bei einem dieser Anbieter einsehen können, liegt es aller Wahrscheinlichkeit nach noch nicht digital vor. Fragen Sie in diesen Fällen bei der Kirchengemeinde an, in der Ihr Vorfahr geboren wurde oder verstorben ist – je nachdem welches Ereignis Sie gerade suchen. Häufig liegen die Bücher noch in den Gemeinden, teilweise sind sie bereits an Archive abgeben worden. Die Kirchengemeinde wird Ihnen jeweils Angaben zum Verbleib der Bücher machen können.

 

5. Notieren Sie bei den Geburtseinträgen auch die Taufpaten. So erhalten Sie Hinweise auf weitere Familienmitglieder. Suchen Sie jedoch erst bei einem Familienzweig soweit wie möglich. Erst wenn Sie an einen sogenannten toten Punkt gelangen, sollten Sie in anderen Familienzweigen weitersuchen. Denn aufgrund der stetig steigenden Anzahl an Familien kann die Übersicht schnell verloren gehen.

 

6. Einige Kirchenbücher enthalten Register, die ein schnelles Suchen des passenden Eintrages ermöglichen. Achten Sie dabei aber auf Namensgleichheiten, um Verwechslungen und Fehler in Ihren Daten zu vermeiden.

 

7. Notieren Sie auch die Geschwister Ihres Vorfahren. Das erlaubt Ihnen ggf. Rückschlüsse auf das Datum der Eheschließung der Eltern. Meist wurde im Wohnort / Geburtsort der Braut geheiratet. Beginnen Sie also dort mit der Suche nach dem Traueintrag. Oft sind die Brautleute aber auch gewandert, so dass Sie dann mit den Geburtsdaten der Geschwister zumindest auf ein ungefähres Hochzeitsdatum schließen können.

 

8. Je weiter Sie in der Zeit zurückgehen, umso häufiger werden Sie mit schlecht bis nicht mehr leserlichen Einträgen konfrontiert werden. Die Führung des Kirchenbuches scheint in einigen Gemeinden so etwas wie eine lästige Pflicht gewesen zu sein. Außerdem werden Sie sich in die Kurrentschrift einlesen müssen. Ebenso sind zumindest rudimentäre Lateinkenntnisse von Vorteil. Für schwer lesbare Einträge gibt es diverse Ahnenforschungsforen, die auch Lesehilfe anbieten.

 

9. Denken Sie an unterschiedliche Schreibweisen: Meier, Maier, Mayer, Meyer, oder auch Ullrich bzw. Vllrich. Auch kann aus Henning sowohl Heinrich als auch Henrich werden; gleiches gilt für den Vornamen Georg bzw. Jürgen.

 

10. Notieren Sie immer die Quelle des gefundenen Eintrags: Name und Art des Kirchenbuches, folio (bei Blattzählung) oder pagina (bei Seitenzählung) und die Nummer des jeweiligen Eintrages.

 

Die meisten Kirchenbücher beginnen erst nach dem 30-jährigen Krieg. Um 1648 herum könnte daher ggf. der Endpunkt Ihrer Forschung liegen. Mit etwas Glück können Sie aber auch in der Zeit davor noch Vorfahren finden. Welche Quellen es für die Zeit vor 1648 gibt, erläutere ich in einem späteren Beitrag. Im nächsten Beitrag geht es aber erst einmal darum, wie Sie die hoffentlich große Anzahl Ihrer Funde am besten dokumentieren könnnen.

 

Weitere Beiträge dieser Recherche-Reihe finden Sie auch hier.

 

Bildnachweis: Pixabay